Am 20. Juli wurde Gerd Nowak in einem feierlichen und lebhaften Gottesdienst in der Ev. Jakobus Kirche in Breckerfeld in den Ruhestand verabschiedet.
Schon früh am Morgen trafen sich viele fleißige Helfer*innen, um alles für den Gottesdienst und den anschließenden Empfang auf dem Kirchplatz vorzubereiten. Aus der Kirche ertönte plötzlich ein durchdringender Alarmton, aber kein Grund zur Sorge: an der Orgel wurde nur noch eine letzte Pfeife gestimmt. Pünktlich um 10 Uhr begann der Gottesdienst mit dem feierlichen Einzug in die vollbesetzte Kirche zur Musik von J. S. Bach „Fantasia“, gespielt von Niklas Sikner, Kantor in Wiesbaden und Patensohn von Gerd Nowak.
Prädikantin Susanne Eitzert hat den Gottesdienst eröffnet und auch den Psalm 121 mit der Gemeinde gebetet. Dieser Psalm hat für Gerd Nowak eine besondere Bedeutung, denn das war der erste biblische Text, den er zu Beginn seines Studiums aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzen musste. Er war auch die Grundlage für seine Predigt an diesem Sonntag. Auch die alttestamentliche Lesung „Für alles gibt es eine bestimmte Stunde“ (Kohelet, Prediger 3) aus der Basis Bibel, gelesen von Krista Winter, stimmte auf die Predigt ein.
In der vollbesetzten Kirche Lieder wie „Morgenlicht leuchtet“ und „Gott liebt diese Welt“ von so vielen Stimmen zu hören, begleitet von einem wahren Künstler an der Orgel – das war fast schöner als Heiligabend in der Kirche!
Voller Leidenschaft und Begeisterung begann Gerd Nowak dann den ersten Teil seiner Predigt. Wie immer frei gesprochen und voller Bewegung. Unmöglich hier als Zuhörer*in abzuschalten und geistig rechts ranzufahren. Gerd Nowak erzählte viel Privates und Persönliches. Zum Beispiel, wie es dazu kam, dass er Theologie studierte und wer ihn auf seinem Weg begleitet hat.
Beim Zwischenspiel „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Bach konnte die Gemeinde einmal kurz entspannen, bevor es mit dem zweiten Teil der Predigt „Genesis 1 – Mehr als ein Schöpfungsbericht: Bekenntnisse und Erkenntnisse“ weiter ging.

Welche Rolle spielt Gott und warum ist er eigentlich da? Vielleicht, um uns, die wir uns gerne als Krone der Schöpfung sehen, unsere Grenzen aufzuzeigen? Oder um uns ein Gegenüber zu sein? Auch in diesem Teil nimmt Gerd Nowak kein Blatt vor den Mund und spricht aus, was er denkt und vor allem fühlt. Vor allem wenn er vom Christsein und vom Glauben spricht. Mit einem Augenzwinkern erzählt er vom Tipp seiner jungen Kollegen, mal die Einstellungen auf dem iPad zu prüfen, wenn etwas nicht funktioniert. Dies könne man ja auch auf unser Leben übertragen.
Die feierliche Entpflichtung übernahm unser Superintendent Henning Waskönig. Er hatte die hebräische Ausgabe des Psalm 121 dabei und ging in seiner Ansprache auf die Worte „Ich schaue hoch zu den Bergen. Woher kommt Hilfe für mich?“ und auch auf Kohelet „Alles hat seine Zeit“ ein. Henning Waskönig dankte Gerd Nowak für seine Dienste in der Evangelischen Kirche von Westfalen und vor allem bei der Gestaltung der Lydia Gemeinde. Nach der Entpflichtung und dem Segen spürte man deutlich, dass dies tatsächlich wie eine Befreiung auf Gerd Nowak wirkte. Keine Frage, sein Beruf war ihm wichtig und er hat ihn voller Herzblut ausgeübt. Und dabei ist er manchmal über seine Grenzen hinausgegangen – aber alles hat seine Zeit. Und nun ist Zeit für Ruhe.
Was nun folgte, war wohl sein ganz persönliches Highlight in diesem Gottesdienst. Im Programm verschlüsselt als „Spiritus Machinae Vectoriae (Iethro Tullis 1970) angekündigt: der Song „Locomotive Breath“, gespielt auf der Orgel! Man kann es nicht anders ausdrücken: Wahnsinn, was eine Orgel unter den richtigen Fingern hervorbringen kann! Mit diesem Stück hat Niklas Sikner seinem Patenonkel ein großes Geschenk gemacht.     Die Fürbitten hat Pfarrer Hans-Peter Naumann, ein Kollege vom Cuno-Berufskolleg, gelesen und nach dem Lied „Geh unter der Gnade“ und dem Segen ging ein wunderbarer Gottesdienst zu Ende. Es folgten noch ein paar Grußworte und dann hatten alle Gäste bei herrlichem Wetter und leckerem Fingerfood auf dem Kirchplatz die Gelegenheit, sich persönlich von Gerd Nowak zu verabschieden und noch ein wenig zusammen zu sein.

Was ich aus diesem Gottesdienst und der Predigt mitnehme? Immer mal wieder in meine Einstellungen schauen. Nicht nur auf dem Smartphone oder dem iPad. Um zu prüfen, zu welcher Sorte Mensch ich gehöre: zu denen, die Mauern aufbauen oder zu denen, die Türen öffnen.

Text: Susanne Eitzert  Foto: Axel Steiner 

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